Montag, 6. Januar 2014

Soooooo klein mit Hut

N'Abend meine sehr verehrten Zuschauer oder -leser,

ich muss euch enttäuschen! Auch diesmal werde ich nicht dazu kommen euch was von meinen großartigen, fabulösen, genialen und einzigartigen Sachen zu zeigen, stattdessen möchte ich ein wenig Psychohygiene betreiben und meinen heutigen Tag in Worte fassen (Da meine Familie daran interessiert ist wie mein erster Praktikumstag war und ich mich nicht immer so ausführlich darüber "auslassen" mag :)).

Wie gesagt: Praktikumstag. Es war interessant, vielseitig, spannend, neu, beängstigend, kommunikativ, kritisch und fragenaufwerfend. Das klingt erstmal nach viel und auch nach nichts - genauso fühle ich mich gerade :). Ich kann und mag hier nicht viel über die Stelle an sich schreiben, denn dazu ist diese Plattform dann doch zu öffentlich, aber ein paar Emotionen bzgl. meiner Person kann ich ja ohne Weiteres nennen!
Zumindest so viel zur Stelle an sich: Ich darf den ganzen Tag meiner Lieblingsbeschäftigung fröhnen: Der Handarbeit *Freude**Jubel*. Dabei werden ausschließlich (soweit ich das bisher überblicken konnte) die Bereiche Stricken, Häkeln und Nähen genutzt. So habe ich heute wieder das Häkeln angefangen, um die Anleitungen zu verstehen und es den Menschen mit denen ich in Zukunft arbeiten werde, näher zu bringen. Ich weiß jetzt wieder was Luftmaschen, feste Maschen, halbe Stäbchen, Stäbchen, Doppelstäbchen und Kettmaschen sind und habe angefangen eine Eule zu häkeln. Bisher besteht sie nur aus einem witzigen, schiefen Körper und einem Beinchen.

Während ich mich durch die Anleitung wuselte und um Hilfe bat, bekam ich immer direkt eine Rückmeldung zu meinem Verhalten. Hört sich komischer an als es ist, aber mir wird dadurch einiges bewusster. So bin ich nun mal ein Schnelldenker, -reder und -macher, was ein Problem in meiner Arbeit werden wird. Es wird Menschen geben die mit diesem Tempo nicht umgehen können und auf diese muss ich eingehen und mich ihnen anpassen: Lernziel dieser Woche: Beobachten, aneignen, irgendwann auch so ausüben wie meine Anleiterin.
Weiterhin erfuhr ich, dass ich zu viel auf einmal mache. Die Devise lautet: Entweder oder bzw. Eins nach dem Anderen. Nichts Neues, aber wenn man ständig mit Menschen zu tun hat die auf derselben Wellenlänge liegen, muss man sich über sowas keine Gedanken machen. Die machen das einfach mit und verstehen was man will - aber so ist eben nicht jeder Mensch (eigentlich nichts Neues, aber irgendwie doch :p)

Als zweites Projekt sollte ich eine Tempoboxhülle nähen. Hab ich schon gemacht, ich nähe schließlich seit zehn Jahren! Denkste... Jedes "Projekt" ist mit einer genauen Anleitung versehen und ich muss diese Anleitung so durchgehen und abarbeiten, wie es die Menschen mit denen ich arbeiten werde, auch tun müssen. Wenn da also steht "Die Umrisse der Schablone auf den Stoff übertragen und mit ca. 1cm Nahtzugabe ausschneiden" kann ich nicht einfach direkt die Nahtzugabe ausschneiden und mich danach richten, sondern muss den genauen Umriss aufmalen und in ungefähr 1cm Abstand entlang schneiden (Viele werden sich denken "Das ist doch normal so mach ich das auch immer", ich habe das aber noch nie so gemacht und habe mir vermutlich damit das Leben schwer gemacht. Ich verbringe nicht nur über 20 Jahre meines Lebens mit Schlafen, 10 mit Fernsehen und 15 mit Essen, sondern auch noch mindestens 5 Jahre mit sinnlosem Anzeichnen auf Stoff). Meine Anleiterin machte mich darauf aufmerksam als sie sah wie ich anzeichnete und kam auch an anderen Stellen dazu. Normalerweise würde ich an die Decke gehen wenn mir jemand sagt was ich tun soll bzw. was besser ist, obwohl ich das schon jahrelang ohne Probleme so mache wie ich es eben mache, aber ich schaffe es die Hilfe anzunehmen. Je länger ich auch drüber nachgedacht habe, desto sinnvoller wurden die Schritte auch für mich. Klar ist es hier und da etwas too much, weil man die Dinge schon aus dem FF kann, aber ich habe mehrfach gesehen und gelernt, dass es immer noch Alternativen, Erleichterungen und vor allem Schritte gibt die die spätere Arbeit viel sauberer aussehen lassen (Und ich dachte ich wäre ein Perfektionist).

Die beste Nachricht kam zur Mittagspause: Ich bekomme umsonst warmes Mittagessen in der Kantine - yeah! Dann habe ich auch das Zugticket wieder drin und muss die nächsten drei Monate nicht kochen :) Aber dafür muss ich mir irgendwas bzgl. der erhöhten Kalorienbelastung einfallen lassen: Vielleicht Lebensmittel-Abstinenz am Wochenende?! Das wird ein harter Brocken...

Wie auch immer: Ich fühle mich auf einmal ganz klein und unscheinbar, wie ein Anfänger der keine Ahnung von der großen, weiten Welt hat und das wurmt mich. Es schaffen wenige Leute mich so zu beeinflussen, aber ich bin momentan sehr dankbar dafür, denn ich glaube nur so kann ich mich weiterentwickeln und vielleicht irgendwann doch mal "meine Mitte finden". Ich freue mich auf die kommenden Monate, bin aber auch etwas ängstlich weil es mit Sicherheit eine Herausforderung wird... Ich werde berichten :D