Samstag, 7. Juli 2012

1. Tag Ägypten "Ich könnte ins Lenkrad beißen!"

Der Tag der Abreise rückte immer näher. Ich fühlte mich wie ein Kind, dass auf Weihnachten wartet. Dieses Gefühl habe ich verloren geglaubt zu haben, aber es war sehr präsent.
Die Tage zogen sich wie Kaugummi, ich konnte mich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren und mein Arbeitspensum wurde immer geringer... Die Freude auf die allabendlichen Telefonate hob meine Stimmung aber immer wieder an und so war der Freitag endlich da.

Nach der Arbeit spurtete ich noch in die Stadt um eine weiße lange Hose und eine Kopfbedeckung zu kaufen. Da hielt ich weiß noch für eine richtig gute Idee, denn so würde ich die Hitze nicht so aufnehmen wie mit dunklen Klamotten. Dummerweise habe ich nicht daran gedacht wie schwer Wüstensand aus weißer Kleidung zu bekommen ist...

Wie auch immer, ich hatte alle Sachen beisammen und fuhr schnell nach Hause, da Tim sich schon angekündigt hatte.
Als ich alle Sachen zusammengepackt und in meine Reisetasche gelegt hatte, sprintete ich bei jedem vorbeifahrenden Auto Richtung Tür, da es ja schließlich Tim sein konnte...
Und beim zweiten Auto war er es dann auch. Die Vorfreude auf den Urlaub wuchs und wir stachelten uns gegenseitig an was wir alles machen könnten.

Abends gings noch zu Michelangelo. Das war eines der besten Essen die ich je gegessen habe!!! Als Vorspeise gab es warmen Ziegenkäse in irgendwas (ich habs tatsächlich vergessen) mit Salat und als Hauptspeise selbstgemachte Ravioli, gefüllt mit einer Walnusscreme und Gorgonzola-Sauce. Als Nachtisch hatte ich Panna Cotta. Es war ein Traum!

Die restliche Zeit vertrieben wir uns mit spazierengehen und reden. Eine Stunde Schlaf gönnten wir uns auch und dann ging es schon los.
Kurz nach Sonnenaufgang saßen wir in Korschenbroich am Bahnhof und warteten auf den Zug. Ich hatte eine IC-Verbindung rausgesucht.





Dummerweise kamen um die Uhrzeit zwei Züge gleichzeitig an und Tim wollte in den falschen einsteigen. Ich war so verunsichert weil kein IC am Gleis stand, sondern nur eine S-Bahn. Als ich auf meinen Zettel schaute, schlossen sich schon die Türen von der Bahn und ich stand mit dem Zettel in der Hand im Wind und schaute der S-Bahn nach.
Als ich begriff, dass wir gerade den Zug "verpasst" hatten, obwohl wir 20 Minuten zu früh da waren und 18€ umsonst bezahlt hatten, hätte ich mich selbst ohrfeigen können. Ich verfiel in Flüche und ging schnurstracks Richtung Auto. Der nächste Zug kam erst einer halbe Stunde später und so würden wir zu spät am Flughafen sein...

Auf der Fahrt konnte ich mich nicht halten und musste einfach mal ins Lenkrad beißen.



In Düsseldorf angekommen musste ich zweimal um das Flughafengebäude und die Parkplätze fahren bis ich aufgab und einen der teureren Langzeitparkplätze anfuhr. Tim versicherte mir mehrmals, dass das alles kein Problem sei und wir das schon hinkriegen würden. Es hätte aber doch alles so einfach sein können :(

Via SkyTrain ging es dann zum Terminal. Bis wir den richtigen Schalter gefunden hatten verging nochmal eine halbe Stunde. Als ich die Schlange sah fiel ich fast um. Man konnte den Schalter nicht mal wirklich sehen vpn hier aus. Grrrrrrr!!! Nun gut, übe dich in Geduld junger Padawan... Gemacht, getan.
Kurz bevor wir dran kamen erhob sich die äußerst nette Stewardess (Achtung Ironie) und bat uns an den anderen Schalter zu gehen, da sie jetzt gehen müsse. Das kann doch nicht sein?!
Zwischendurch immer wieder gemurmel es wären zu viel Leute noch nicht eingecheckt. Ich glaube das Wort "überbucht" zu hören. Hmpf! Nur Geduld... Tatsächlich schafften wir es noch zwei Tickets in den Händen zu halten und da war mir die Tatsache, dass wir nicht mal nebeneinander saßen auch fast egal.

Nix mehr mit Duty-Free, Essen oder Trinken. Die Zeit war zu knapp und als wir am Gate ankamen, konnten wir uns auch schon einreihen um ins Flugzeug zu kommen.
Der Flug an sich war in Ordnung. Schlafen konnte man aufgrund Platzmangel nicht wirklich und das Essen konnte man nicht als Essen bezeichnen, aber mittlerweile war mir alles egal.

In Hurghada angekommen, ging es lustig weiter.
Wir wussten durch einen Bankangestellten, dass man das Visum nicht über die Reiseleitung, sondern am Bankschalter in der Ecke machen sollte um so vieeeel Geld zu sparen. Gesagt, getan.
Eingereiht zur Passkontrolle. Hmmm - Warum haben die alle noch so einen arabischen Wisch und wir nicht?! Ach das sind andere Nationalitäten.
Denkste! Kurz vor der Kontrolle bekam ich auf einem Ohr mit, dass man diese Dinger ausgefüllt von der Reiseleitung bekam. Nein! Das ist doch unfair! Also bin ich zu dem genervten, arabischen Zollmenschen getigert und habe ihn mal gefragt wo wir diesen Wisch denn nun bekommen, denn das Visum hatten wir ja schon. Er versuchte irgendwas zu erklären, griff dann aber entnervt unter die Theke und gab mir zwei solcher Zettel. Ich sollte die ausfüllen. Juhu! Wenigstens etwas! Also Stift her und ausfüllen.

Als wir dann dran kamen, gab er mir meinen Ausweis nicht wieder und murmelte irgendwas in seinen Bart. Was denn jetzt noch?! Nach dem dritten Nachfragen begriff ich. Mein Visum war noch nicht ausgefüllt. Also Stift wieder in die Hand und ausfüllen. Ich bekam endlich meinen Ausweis und wir konnten Richtung Ausgang gehen.

Am Ausgang warteten auch schon 10 rufende Ägypter mit Zetteln in der Hand, die ihre Grüppchen zusammensuchten. Wenigstens ging da alles glatt und wir mussten nur noch auf den Rest warten. Langsam machten sich aber die 38°C im Schatten bemerkbar. Mir lief die Suppe nur so runter und ich war froh als wir endlich in den klimatisierten Bus steigen konnten.

Eine Flasche stilles, eiskaltes Wasser bekamen wir als Willkommensgeschenk, obwohl wir immer damit rechneten, dass sie gleich noch Geld dafür haben wollten. Aber wenigstens hier waren sie tatsächlich entgegenkommend und nett!

Die Fahrt zum Hotel war relativ unspektakulär.
Schon als wir die ersten Häuserreihen passierten war ich 9 Jahre zurückversetzt in den katastrophalen Syrien-Urlaub. Das ist allerdings eine ganz andere Geschichte...
Die "Architektur" war hier, wie in Syrien, sehr atemberaubend. Überall Betonkolosse ohne Wände, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Viele leere Häuser, teils ohne Fenster und Türen. Müll wohin das Auge sieht und Straßen bei denen man nicht wusste ob sie zwei- oder siebenspurig waren.

Im Hotel angekommen mussten wir noch Zettel ausfüllen bevor wir unseren Schlüssel bekamen. Allerdings bekamen nicht wir den, sondern der arme Kofferträger dessen Hemd aufgrund erhöhter Anstrengung die Farbe gewechselt hatte.
Im Zimmer angekommen stellte sich schnell heraus, dass wir keinen Strom hatten. Die Klimaanlage, sowie der Kühlschrank funktionierten nicht. Über die herausgerissenen Steckdosen habe ich einfach mal weggesehen. Man versicherte uns jemanden raufzuschicken der sich das mal ansah.

Auf diesem Wege lernten wir die erste Regel: In Ägypten musst du alles selbst machen, es sei denn du bist stinkreich und bezahlst einfach ALLES. Also bin ich kurzerhand runter, habe das Problem geschildert und eine neue Karte für den Strom bekommen. Wie sich herausstellte war es nur ein Wackelkontakt.

Keine fünf Minuten später hatte ich schon den Roomservice an der Back kleben. Mahmut stellte er sich vor und er flirtete ohne Ende. Tim schien ihn nicht weiter zu interessieren. Ich wollte nett sein und unterhielt mich recht lange mit ihm, zwar im erste Moment ein Fehler, aber nachdem ich ihn am nächsten Tag ignoriert habe, hat er die ganze Woche nicht mehr ein Wort mit uns gesprochen...

So, bevor ich euch langweile, schreibe ich morgen weiter :) Der Tag hatte noch ein paar Überraschungen zu bieten...

2 Kommentare:

  1. Da muss ich gerade mal herzlich lachen, war wohl eher ein Abenteuerurlaub, wie es scheint. Und was für ein geiles Bild ist denn das bitte?! Dein armes Lenkrad. ;)

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