Mittwoch, 18. Juli 2012

4. Tag Ägypten "Nimm deine Flosse aus meinem Gesicht du Heiopei!"

So langsam schwinden die Erinnerungen an die Details, ich sollte mich als ranhalten...

Der vierte Tag begann ziemlich unspektakulär, wenn man einmal von Tims großartigem Handy-Weckerton absieht.
Wenn ich so daran denke, fühlte ich mich beim "aufwachen" (eher aufschrecken) in meine Pfadfinderzeit zurückversetzt. Seelenruhig und schlummernd lag man in seinem Schlafsack und träumte von grünen Wiesen und grellem Sonnenschein und auf einmal zerreißt das Bild, gestört durch einen Pfadi der nichts besseres zu tun hat, als mit einer Tröte um die Zelte zu laufen und wie wild auf dem Ding rumzudrücken *TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖTTTTTTTTTTT* Ja danke, einmal reicht, schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr!

So ungefähr fühlte ich mich, als nahe meinem Ohr ein lautes, fieses Geräusch erschallte. Im ersten Moment dachte ich es wär ein Feuer ausgebrochen und die Alarmanlage sei ausgelöst worden. Aber nein! Es war nur dieses ver******, olle Handy neben Tims Kopf. Arrrgggggghhhh! Das Netteste was mir einfiel war ein lautes, grimmiges "TIM!" und sowas wie "Mach das Teil aus und wehe du änderst den doofen Weckton nicht fürs nächste Mal!"

Die Laune war kurzzeitig etwas im Keller, aber dank etwas Wasser (das schon ganze Arbeit in Bezug auf unseren Magen-Darm-Trakt geleistet hatte) im Gesicht und dem hellen Sonnenschein der schon durch die Gardinen reinschien, hob sich der Gemütszustand wieder etwas.

Die Packliste war die gleiche wie am Vortag: Sonnencreme, Sonnenspray, Sonnenbrille, diesmal noch Handtücher, Desinfektionsmittel für die Hände (ja muss sein, die olle Creme und das Salz gehen so schlecht wieder ab - Tim sag jetzt nichts!), Wasserflasche, Kamera und iphone samt Unterwasserhülle.

Auf dem Voucher stand Abholzeit 8:20h, wir hatten also noch mehr als genug Zeit um ein ausgiebiges Frühstück einzunehmen.

Als wir aus dem Frühstücksraum hoch in die Lobby kamen, wartete da schon ein etwas aufgebrachter Ägypter an der Rezeption. Schnell stellte sich heraus, dass er uns suchte und schon seit einer Viertelstunde wartete. Um 8h sollten wir abgeholt werden und wir müssten uns nun beeilen, da wir noch andere Gäste einsammeln müssten. Nach einem Blick auf unsere Quittung gab er zwar vorerst Ruhe, aber ganz konnte er das Schimpfen dann doch nicht lassen...
Im Bus saßen außer uns nur noch zwei Russen. Die Klimaanlage lief schon auf Hochtouren (ich glaub ich hatte selten in einem Urlaub so viel Angst krank zu werden :)).

Fix sammelten wir noch vier weitere Leute in zwei anderen Hotels ein, wobei sich der Guide (der schon an der Rezeption bei unserer Abholung schimpfte) noch über eine andere Reisegesellschaft aufregte, da sie die Ampel am Hotel, die die  Zu- und Ausfahrt regelte, missachteten nur um auf dem Rückweg selber bei rot zu fahren... Seltsames Völkchen :)

Am Schiffsanleger angekommen brachte man uns erstmal an einen Sammelpunkt um auszusortieren wer angeln und wer schnorcheln wollte. Die Schnorchler (zu denen wir auch zählten) mussten sich an einer Schlange die zu einem offenen Fenster führte einreihen. Eine genaue Erklärung warum und was wir da sagen oder machen sollten gab es nicht.

Als wir so anstanden war aber schnell klar, dass man sich in Listen eintragen musste und der Typ am Fenster dann entsprechend die Utensilien raussuchte (Flossen, Maske, Schnorchel). Das ging relativ reibungslos und so konnten schon mal die ersten Schnorchelfashion-Fotos geschossen werden.




Mit Sack und Pack ging es dann im Herdentrieb zu den Schiffen (oder Yachten oder Boote oder wie auch immer die heißen). Dort wurde wieder nach Schnorcheln und Angeln sortiert und auf die passenden Yachten verwiesen. Wir erklommen die "King I".
Nachdem wir angehalten wurden die Schuhe auszuziehen, ging der erste Weg nach oben an Deck. Hier reihten sich weiße Polster aneinander. Die Schattenplätze waren schon recht dich belegt und so zog ich den Sonnenplatz am Heck vor. Jede Menge Platz um das weiße Skalp mal schön braten zu lassen...
Erste Tat - Sonnencreme auf die Haut :) (Das wiederholte sich an diesem Tag mindestens 10x, zumindest aber nach jedem Wasserkontakt).



Irgendwann waren alle Leute auf den entsprechenden Yachten verteilt und es konnte losgeschippert werden.
Ziel war Giftun Island - ein relativ neu erschlossenes Korallengebiet. Ich glaube wir fuhren etwas eine Stunde bevor wir das erste Mal vor Anker gingen.

Schon von weitem ließ sich erahnen welche Pracht sich direkt unter der Wasseroberfläche befinden musste


Wie man allerdings auch sieht: Wir waren nicht allein! Im Gegenteil - Im Wasser tummelten sich schon jede Menge Touristen, bewaffnet mit Flossen und Schnorcheln.

Mit einem gewagten Sprung ging es ins kühle Nass (27°C Wassertemperatur sind bei 40°C Lufttemperatur tatsächlich kalt :)). Keine 2 Minuten später erschallte das erste Mal "In da Group". Dieser Ruf kam gefühlt alle 10 Sekunden um uns die Richtung zu weisen.
So war das Ganze nicht so hunderprozent entspannt wie erhofft, aber dennoch ein wahrgewordener Traum!



Als ich zum ersten Mal den Kopf unter Wasser hielt, konnte ich noch nicht viel ausmachen außer vieler Beine, schicker Badehosen und dicker Männerbäuche. Ich probierte mich erstmal an dem wasserdichten iphone. Durch die Schutzhülle, war das Bedienen allerdings so gut wie unmöglich und so blieb das gute Ding den Rest der Zeit an einem Ehrenplatz - zwischen meinen beiden besten Stücken ;)

Leider können die Fotos kaum das wiedergeben, was ich unter der Wasseroberfläche gefühlt, gesehen und gehört habe. Es war einfach atemberaubend! Ich fühlte mich wie in eine andere Welt versetzt. Diese Farben, die vielen Lebewesen, die Stille und vor allem mein Lieblingselement: Wasser.
Ich wusste eins sofort: Ich will oder ich MUSS tauchen lernen! Ich will noch viel mehr davon und vor allem will ich mich auf dem Meeresgrund bewegen können und immer wieder in diese Schönheit und diese Stille eintauchen können. Es war einfach ein Traum!!!


Mit der Allroundkamera von Tim haben wir noch jede Menge Videos gemacht und auch einige Fotos geschossen.

Ich habe mich furchtbar über die Leute aufgeregt.
Beim ersten Mal war ich gerade dabei das iphone auszubrobieren als ich schon die erste Schwimmflosse im Gesicht hängen hatte. Ich wurde mehr als einmal angeschwommen oder angerempelt... Da kann man schon mal aggressiv werden :)

Das zweite Mal dachte ich ich trau meinen Augen nicht. Da hängt so ein Russe inmitten der Korallen und greift mit beiden Händen in eine von ihnen um sie abzureißen. Das hat mich richtig aufgeregt!!! Wie kann man sowas schönes und wertvolles einfach so zerstören? Ich glaub der hat keine Ahnung wie lange es dauer bis sich so eine Koralle entwickelt und das es tatsächlich auch Lebewesen sind... Blödmann!!! Selbst die Guides haben nichts dazu gesagt... Echt traurig!

Nachdem wir wieder auf dem Schiff waren, ging es ein paar Kilometer weiter. Dort waren wesentlich weniger Touristen, das Wasser war klarer und die Vielfalt der Unterwasserlandschaft war noch größer!





Seit ich als Kind Mittelohrentzündung hatte, hatte ich Probleme wenn ich mehr als 2m tief tauchen wollte.
Da ich ja nun Tauchen lernen wollte, wusste ich dass da eine Lösung her muss: Druckausgleich! Schon viel von gelesen und gehört, aber noch nie ausprobiert.
Ich machte einfach das was ich im Flugzeug auch machte wenn die Ohren zugingen: Beim Tauchen Nase zuhalten und die Atemluft Richtung Ohren drücken. Es machte ein leises Geräusch (eine Art Pfeifen) und die Schmerzen waren wie weggeblasen. Auf einmal konnte ich 5m tauchen ohne irgendeine Beeinträchtigung zu spüren - ein völlig neues Lebensgefühl! Auch das Tauchen mit Schnorchel und das leeren der Maske unter Wasser waren kein Problem - Tauchschein ich kommmmeeeee!!!



Als wir wieder auf der Yacht waren gab es erstmal ein Mittagessen.
Ich setzte mich mit vollem Teller ans Heck und ließ die Füße im Meer baumeln - was ein Leben!

Mit vollen Magen wartete noch ein krönender Abschluss auf uns.
Paradise :) Zumindest sagte das Schild am Strand das. Da die großen Yachten nicht in unmittelbare Strandnähe ankern konnten, wurden wir mit einer kleinen Nussschale abgeholt. Wie Tim mehrmals erwähnte erinnerten die vollbesetzten Dinger eher an Flüchtlingsboote. Das war schon ein kurioser Anblick...

Der Strand an den wir gebracht wurden, verdiente den Namen wirklich. Nur die Malediven können schöner sein! Heller Strand und türkisblaues Meer in verschiedenen Nuancen. Keine Wolke am Himmel und eine Stunde Aufenthaltszeit. Fein! (ich erwähne jetzt lieber nicht die tausend anderen Menschen die mit uns hier waren)

Wir schwammen, machten Spaßfotos, Videos und sammelten kleine Muscheln und Korallenreste die an den Strand gespült worden waren (So sammelt man Korallen ihr Heinis!). Die Stunde ging vorbei wie im Flug!





Hier kristallisierte sich der erste Sonnenbrand bei mir heraus. Am Beinansatz wo der Badeanzug anfängt waren schon rote Stellen und auch der Rücken und die Schultern wurden langsam warm. Ich legte mir das Handtuch um und genoss die restlichen Minuten die wir hier noch hatten...


Zurück auf dem Schiff legte ich mich an den gewohnten Platz und döste vor mich hin.


Die Rückfahrt gestalte sich recht ereignislos (irgendwann hatte ich Doof-Egon mal im Gesicht sitzen - dazu erzähl ich aber beim Kairoeintrag noch mehr).

Im Hotel machten wir uns noch über das Nachspeisebuffet her und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

1 Kommentar:

  1. Ich bin ganz hin und hergerissen. Auf der einen Seite klingt die Umgebung und das Taucherlebnis einfach wundervoll, auf der anderen Seite waren die Menschenmassen und ihre maßlose Ignoranz sicherlich sehr frustrierend. Ich hoffe, die positiven Eindrücke wiegen schwerer und ich bin auf die Fortsetzung gespannt. :)

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