Donnerstag, 12. Juli 2012

3. Tag Ägypten "Die kommen eh nicht"

Als ich an diesem Montag die Augen öffnete und mich umdrehte, sah ich neben mir ein Häufchen Mensch, dass noch keinerlei Anzeichen machte aufwachen zu wollen.
Ich drehte mich also auch nochmal um und versuchte wieder zu schlafen - guter Plan, aber die Umsetzung scheiterte schnell...
Ich schnappte mir eines von Tims Büchern in dem ich am Tag zuvor noch gelesen hatte und war schnell darin vertieft. 

Irgendwann fing das Häufchen sich an zu bewegen - mit einem Grinsen wartete ich, dass es endlich aufwachen würde. 
Heute sollte es Tim sein, der kaum aus dem Bett kam.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass wir das Frühstück schon lange verpasst hatten. Eine wirklich Alternative gab es in der näheren Umgebung leider nicht. Auch der Gang in den gegeüberliegenden "Supermarkt" war eher ernüchternd. Es gab dort zwar alles nötige zum Leben, aber Brot oder irgendwelche anderen nahrhaften Dinge gab es dort nicht. Kekse waren auch keine wirkliche Lösung... Es sollten zwei 1,5 Liter Flaschen Wasser und 2 Eis werden. Zusammen 6€ - ganz schön beachtlich. Auf Handeln hatte ich keine Lust. Tim wollte schon auf den guten Mann an der Kasse einreden, aber da ich das Geld hatte, bezahlte ich einfach. Auf den einen Euro mehr oder weniger kam es jetzt wirklich nicht an!

Nachdem wir die Flaschen im Kühlschrank verstaut, uns angezogen und den Rucksack gepackt hatten, begaben wir uns Richtung Hoteleingang. 
Auf unserem Voucher stand, dass wir um 13:00h abgeholt werden sollten. Ich war extrem skeptisch und rechnete eigentlich damit, dass man uns sitzen lassen würde...


Um 13:10h fuhr ein alter, kleiner Bus vor, in dem ein Mann und ein Kind saßen. Der Mann stieg aus dem Bus aus und kam zielstrebig auf uns zu. "Safari?" Tim hatte schon den Quittungszettel griffbereit und bestätigte die Frage des Ägypters. Nachdem auch ich kapiert hatte, dass das tatsächlich unser Gefährt sein würde, schnappte ich mir den Rucksack und ging hinterher.

Der Mann machte uns die Türen hinten auf und ließ uns einsteigen. 
War schon ein komisches Gefühl, einfach in den Bus zu steigen, in dem außer uns niemand saß und der nicht den Anschein eines Touristenfahrzeugs machte... Da ich aber die Einstellung habe "Sterben werde ich so oder so und wenn jetzt, dann hatte ich ein spannendes Leben", freute mich irgendwie auf das kleine Abenteuer.


Auf niedrigen Seitenbänken ging die holprige Fahrt los...
Wir merkten schnell, dass der Fahrer nur Brocken Englisch verstand und sprach, also beschränkten wir die Kommunikation auf das Nötigste.
Es ging quer durch die "Altstadt". Hierunter versteht man allerdings keineswegs gepflasterte Straßen, historische Gebäude oder gemütliche Cafes. In Hurghada bedeutet das eher enge Straßen, viele Menschen, noch mehr Geschäfte und Gestank.
Tim war ganz begeistert und wollte in den nächsten Tagen nochmal hierher. Ich hatte recht wenig Lust nochmal herzukommen, denn schon jetzt war ich für die Leute hier ein Schauobjekt. Ich fühlte mich bei dem Gedanken durch die stinkenden, engen Gassen zu laufen nicht wirklich wohl...

Zwischendurch hielt der Fahrer an einem Obst- und Gemüseladen und verschwand für ein paar Minuten. Als er wiederkam, hatte er einige Tüten dabei. 
Wir setzten die Fahrt fort bis wir irgendwann nochmal kurz anhielten. Tim und ich machten noch ein paar Fotos, bis er irgendwann aus dem Fenster deutete. Ich drehte mich um und sah die beiden Männer unter einigen Balkons stehen. Sie banden gerade die Tüten an ein Seil. Oben, in der fünften Etage, stand eine Frau in Burka, die das andere Ende des Seils in Händen hielt. So ein Flaschenzug ist schon was Feines!



Nachdem wir den Herren das Foto gezeigt hatten, weil sie mitbekommen hatten, das wir fotografierten, konnten wir auch weiterfahren.
Nach ein paar Minuten hielten wir kurz am Seitenstreifen. Ein weiterer Mann stieg ein. Mehr als ein kurzes "Hello" bekamen wir nicht. 
Der Fahrer lenkte den Bus von der Straße weg und bog in einen nicht als solchen erkennbaren Weg ein. Es wurde holprig, da wir quer durch den Sand fuhren. Komisch, dass ich dabei kein seltsames Gefühl hatte... Aber ich sagte ja bereits, ein Grundvertrauen sollte man schon haben! 

Irgendwann fuhren wir wieder auf asphaltierten Wegen. Den Schildern nach zu urteilen befanden wir uns auf dem Motorway.


Ein paar Abzweigungen, Sandwegen und Huppeln kamen wir in einer Art Wüstenstadt an. Überall standen Quads, Geländewagen und so genannte Spider Cars (eigentlich nur Quads mit Überrollkäfig). Viele Menschen waren noch nicht unterwegs...

Wir fuhren vor einen Torbogen und hielten an. Die Türen hinten gingen auf und wir konnten aussteigen. Man bat uns in den Hof und um die Ecke in einen großen, überdachten Raum mit Betonbänken die mit Teppich belegt waren.
Hier überkam mich dann doch das erste Mal ein seltsames Gefühl... Ein großer, leerer Raum, fünf Ägypter und wir zwei Weißbrote. Wo waren die anderen Mitfahrer?!

Der Typ der zugestiegen war, fragte nach dem restlichen Geld welches wir noch bezahlen mussten und ob wir Tücher dabei hätten um uns vor dem Sand zu schützen.
Wir gaben ihm das Geld und erklärten ihm, dass niemand uns gesagt habe wir bräuchten Tücher. 
Er ließ sich zwei "Arabertücher" geben und hielt sie uns hin "7 Euro." Ich schaute Tim an und sagte ihm wir sollten sie nehmen, schließlich würde es heiß und staubig werden. Kurzerhand zückte ich das Portemonnaie und bezahlte den Mann.

Dieser fackelte nicht lang, gab das Geld weiter, nahm das Tuch, faltete es und schwang es mir mit ein paar Handgriffen um den Kopf. Ehe ich mich versah hatte ich schon einen "Turban" und einen Mundschutz.
Aufgrund der Hitze schob ich das Tuch erstmal unters Kinn.


Bei Tim ging es ebenso schnell und wir setzten uns erstmal hin.

Nach und nach kamen dann zum Glück noch andere Touristen. Eine Gruppe Russen oder Polen und eine Gruppe amerikanisch sprechender, arabisch aussehender, junger Leute.

Der "Guide" der uns die Tücher gebunden hatte, erklärte den anwesende in den jeweiligen Sprachen das Quad. Wir würden 27km durch die Wüste, bis zu einem Beduinendorf fahren. Dort würde er uns dann den Tagesablauf erklären. 

Nach kurzer Zeit machten wir draußen ein paar Proberunden. Von Anfang an war mir klar, dass ich ein eigenes Quad haben wollte. Ich wollte selbst bestimmen wie und wo ich fahre und nicht nur hinten drauf versauern...
Als alle ein Gefühl für das Fahrzeug hatten, ging es los. 
Ein Kameramann begleitete uns und filmte die Tour. Immer wieder mussten wir langsamer fahren, damit er schnell vom Quad springen und uns filmen konnte...

Die Fahrt war zwar holprig und heiß, aber einfach unbeschreiblich toll! Am liebsten wäre ich auf eigene Faust mit dem Quad durch die endlose Weite der Wüste gefahren. Ich war mitten in der Sahara! Die Sonne bruzzelte mir auf den Kopf, der Staub wirbelte um mich herum und ein Gefühl von Freiheit überkam mich. ich war so dankbar, dass ich das erleben durfte!!!

Zwischendurch gab es eine fünfminütige Pause um sich mal die Beine zu vertreten und ein paar Fotos machen zu können.



Als wir schließlich im Beduinendorf ankamen, führte man uns in einen mit Stroh überdachten betonierten Raum. Auch hier gab es rundum Bänke, die mit Teppichen belegt waren. 
Von diesem Räumen gab es etwa 6. In einigen hielten sich Touristen auf und warteten wie wir auf weitere Informationen.

Unser Guide ging von Gruppe zu Gruppe und erklärte ein paar geschichtliche Hintergründe, wie die Beduinen leben und wie unser Programm aussehen würde.
Ein Beduine gab uns kleine Metalltässchen mit schwarzem Tee. Man glaubt es kaum, aber so ein heißer Tee kann gerade in großer Hitze sehr angenehm sein. Und natürlich durfte die Shisha nicht fehlen.



Wir erfuhren, dass das Beduinendorf für den Tourismus errichtet wurde. Obwohl das nichts ungewöhliches ist, da heutzutage fast alle Beduinen vom Tourismus leben und kaum noch ihren traditionellen Lebensweg gehen.

Der Guide zeigte uns wie hier Brot bzw. dünner Fladen gemacht wird, den Baum der den Beduinen zeigte, dass es hier Wasser gab und man sich hier niederlassen könnte, die Handarbeit der Frauen und die Medizin und den Schmuck den die Beduinen selber machten.




Auch eine Runde Kamelreiten war Teil des Programms


Die Kinder im Dorf waren wirklich süß!
Eines von Ihnen musste ich einfach fotografieren. Dieser Gegensatz von zerschlissener Kleidung, zu großen Schuhen, weiter Wüste und der Chipstüte in ihrer Hand, faszinierte mich.



Ich kaufte mir bei der Führung durchs Dorf eine Kamelhaartasche, die die Beduinen-Frauen selbstgefertigt hatten und einen gewobenen Schal. Beide wunderschön und eine tolle Erinnerung, an eine großartige Erfahrung!

Nach einem überschaubaren Abendessen und einem kurzen "Ständchen" der Beduinen ging es quer durch die Wüste zurück nach Hurghada.
Als die Sonne langsam Richtung Horizont kroch, konnten wir nochmal eine kurze Pause für Fotos machen.
Ein einmaliges Erlebnis! Ein Sonnenuntergang in der Sahara! Einfach unbeschreiblich schön!!!




Nachdem wir wieder zurück in der Wüstenstadt waren und die Quads abgestellt hatten, kam auch schon ein Bus der uns wieder mit in die Stadt nahm.
Mit dem Kameramann hatte Tim einen Deal ausgemacht. Am nächsten tag würde er uns eine DVD mit einem Film des Ausfluges vorbeibringen.

Im Hotel gab es noch Abendessen und einen Spaziergang am Strand... So schnell kann ein atemberaubender, spannender Tag zu Ende sein. Es wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in der Wüste war!

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