Dienstag, 13. November 2012

Ich bin und bleibe Optimist Teil 3

Juten Tach! Da isse wieda und se hat was mitjebracht. Neue Jeschichten ausm echten Leben...

Wo waren wir stehengeblieben?! Ach stimmt - beim gemütlichen Chaos... Ich räumte also an dem Sonntag noch ein paar Dinge von rechts nach links, von einem Karton in den nächsten und teilweise begleitete ich Sachen auf ihrem letzten Lebensweg (Warum sind Wohnheimmülleimer eigentlich so verdammt klein?!). Glücklicherweise hatte ich bei meiner Freundin gut gegessen und konnte so erstmal ohne Essen auskommen.
Ach ich habe ja was vergessen: Wir waren an dem Tag bei IKEA in Holland und haben allerlei Zeugs was in meinem Zimmer noch fehlte eingekauft. Das ging auch ohne Portemonnaie, da meine Freundin ihre Kreditkarte springen ließ und ich (erstmal) auf ihre Kosten shoppen konnte... Kennt ihr das? Man hat viel Geld (SEHR viel Geld) ausgegeben, die Sachen verteilt, eingeräumt und aufgebaut und wenn man nachher jemandem erzählen will wie es zu der hohen Summer kam, fallen einem nur so tolle Sachen wie Kleiderbügel, Kissen und ne Tagesdecke ein?! Gut, dass es Kassenzettel gibt die einem schwarz auf weiß beweisen was man so alles für Kinkerlitzchen im Wagen hatte und dass der Preis tatsächlich stimmt! Ich käme mir sonst jedes Mal irgendwie "verarscht" vor. Aber weiter im Text...

Aktenzeichen XY ungelöst: DAS PORTEMONNAIE!

Mich bringt ja so schnell nichts aus der Ruhe. Nach zwei Tagen ohne Geldbörse fühlte ich mich aber doch leicht unwohl. Im Auto war nichts, im alten Zimmer war nichts, im Sprinter hatten wir nichts gefunden, zwischen den Karton war nichts... Schon blöd wenn ich alle amtlichen Dokumente neu besorgen müsste. Ist auch blöd so ohne was zu Essen vor sich hin zu vegetieren. Aber die Miri ging erstmal schlafen und schlief ziemlich....Blöd! Frühstück fiel aus, noch nicht mal Müsli hatte ich (aber Müsli mit Wasser ist jetzt auch nicht die Delikatesse schlechthin). Ich fischte eine Dose Ravioli, die mit umgezogen war, aus meiner Küchenschublade - juhu, Essbares! Blöd nur wenn man nichts zum Öffnen hat... Aber es gibt ja noch ein paar Schubladen zu durchforsten (ich muss vielleicht erklären dass ich selber nur ein Zimmer mit Waschbecken und Balkon habe und die Küche und ein Aufenthaltsraum für alle Mitbewohner da ist). Was fand ich?!




Voller Vorfreude auf die köstlichste Mahlzeit meines Lebens machte ich man in die Arbeit mit diesen (augenscheinlichen) Folterinstrumenten. Schnell wurde meine Motivation aber durch Frustration ersetzt und ein Anruf bei Mama folgte "Ich habe hier so einen alten Dosenöffner. Wie benutzt man den?" "Damit musst du die Dose aufhebeln, aber pass auf die sind sehr scharf" Hmmm hebeln, soso, ich hebelte, bohrte, fluchte, meckerte und hebelte, mein großartiges Ergebnis:


Jetzt konnte ich die Raviolis immerhin schon riechen und sogar rote Sauce sehen. Warum hat man kein Internet wenn man es braucht? Es gibt bestimmt tausende Youtube-Videos die das Benutzen von oldschool-Dosenöffnern erklären... Blöd, blöd, blöd!!! Ich saß auf meinem Stuhl, fühlte mich wie ein Lebenslegastheniker und überlegte mir wie ich die nächsten Tage ohne Geld und Essen rumkriegen sollte als mein Handy anfing zu dudeln. Es meldetet sich die Frau von Eywis (Das wird tatsächlich so ausgesprochen obwohl es Avis geschrieben wird - lustig). Mein Portemonnaie lag hinter der Handbremse und unter dem Sitz. Yesssssssss!!! Dafür fuhr ich auch gern nochmal die 1 Stunde nach Krefeld. Ich bekam meine Geldbörse zurück und ging erstmal Einkaufen. Ein Grundstock an Nahrungsmitteln fand den Weg in meine Tasche. Das nächste Problem wartete allerdings schon wieder auf mich... In unserem Kühlschrank hat jeder Mitbewohner ein kleines Fach das man abschließen kann. Größenmäßig also leider sehr beschränkt. Aber Miri wäre nicht Miri wenn sie das nicht auch irgendwie hinbekommen würde. Meine Puzzlefertigkeiten aus frühester Kindheit, das Zuschauen beim Packen des Urlaubsautos und viele Umzüge in der letzten Zeit, ließen mich zur Höchstform auflaufen. Jeder Zentimeter wurde genutzt und so passte schließlich alles in mein Fach...


Im Supermarkt fand ich auch einen Dosenöffner und eine Fußluftpumpe. Die wehrlose Raviolidose hatte absolut keine Chance mehr! So bereitete ich mir ein fürstliches Festmahl und aß genüsslich jede doofe Nudel einzeln...

Der Tag ging seinem Ende entgegen und ich tat das was ich zuvor auch getan hatte: ich sortierte, packte, schmiss weg.

Am Dienstag (30.10.) entführte ich die neue erworbene Luftpumpe in den Fahrradkeller und hauchte meinen Reifen neues Leben ein. Ich schnappte mir auch direkt das Rad und erkundete das Gelände der LVR, sowie die Stadt die ich nun mein zu Hause nenne würde. Ich meldete mich um und machte einen Abstecher zum Hosenprobieren. Ich suchte noch eine farbige Cordhose, da mir meine schon wieder zu weit geworden war. Als ich eine Verkäuferin um Hilfe bat schaute sie mich an und sagte "Wie ist denn Ihre Größe? Sie tragen doch bestimmt eine 38?" Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!! Hat sie das wirklich gefragt?????? Ich möchte diese Frau drücken, knutschen und bejubeln!!! Alles was ich rauskam war sowas wie "Ja. Diese Hose hier ist auch von Ihnen. Das ist eine 40 und die ist mir schon viel zu groß" Was ein Glücksgefühl! Die Strapazen hatten sich gelohnt! Gekauft habe ich dann zwar nichts, aber ich suchte mir zielstrebig ein neues Ziel: Ein Friseur. Mein letzter Schnitt lag schon 1,5 Jahre zurück und die Spitzen musste dringend ab, außerdem wollte ich wieder einen vernünftigen Pony. Nach vielen Ahs und Ohs aufgrund der Länge meiner Haare bekam ich einen guten und günstigen Schnitt. Zum ersten Mal habe ich mir die Haare im Salon anschließend selber geföhnt und gestylt. Hier das Ergebnis (bissl verstrahlt):


Zu Hause richtete ich noch Telefon und Internet ein. Der Techniker hatte in zweistündiger Kleinstarbeit alle Kabel im Keller umgesteckt und so hatte ich endlich (!) eine schnelle und konstante Leitung für mich ganz alleine! Wie lange habe ich darauf gewartet :)
Eine weitere Nacht in meinem Hochbett bahnte sich an und auch diesmal schlief ich nicht besonders gut. Ich denke ich werde noch brauchen bis ich mich daran gewöhnt habe...

Am Mittwoch ging es dann zum brunchen nach Krefeld zu einer Freundin. Wir erzählten, lachten, meckerten und freuten uns auf den neuen Lebensabschnitt (sie war/ist die Kollegin die zeitgleich mit mir aufgehört hatte). Nachdem wir fertig waren wollte ich die Reifen an meinem Auto wechseln. Ich fuhr erst in die Waschstraße um den Dreck des letzten Jahres runter zu bekommen. Nach einer halben Stunde stand ein saubers Auto vor mir. Von meinem Vater hatte ich den Knarrenkasten bekommen, aus dem Kofferraum holte ich den Wagenheber und aus der Fahrertür zupfte ich die Einmalhandschuhe. Wär doch gelacht wenn ich das nicht schaffen würde? Meine Freundin wollte noch in die Stadt und so machte ich mich allein an diese Herausforderung. Der Wagenheber stellt kein Problem dar, erst als ich merkte, dass der Aufsatz für die Knarre nicht auf meine Schrauben passte und kein anderer Aufsatz in der Kiste zu finden war, machte sich Unmut breit... Nach ein wenig Zetern fiel mir ein, dass ich ein Radkreuz im Kofferraum hatte. Unter dem Verbandskasten, zwischen Warndreieck und Warnweste fand ich das Ungetüm. Ich zog und riss an den Schrauben rum, aber erst als ich mich mit meinen schönen blauen Keilabsatzschuhe auf das Metall stellt und drauftrat bewegten sich die Schrauben. Schnell hatte ich alle Räder ab und die Winterreifen drauf, allerdings fiel mir auf, dass ich nichts zum Beschriften dabei hatte und da ich aufgepasst hatte, wusste ich dass VR, HR, VL und HL wichtige Komponenten waren um die Räder auch nächstes Jahr wieder aufziehen zu können. Ich überlegte und überlegte bis mir schließlich einfiel dass ich auf dem Rücksitz meine Übernachtungstasche stehen hatte. Ich wollte noch zu meinem Bruder in Richtung Dortmund... Aus der Tasche zog ich meinen Kosmetikbeutel und fand auch schnell wonach ich suchte: meinen Lipliner! Fix bekamen die Räder ihren finalen Anstrich und landeten auf dem Felgenbaum im Keller der Freundin.






Ich wartete noch auf meine Freundin, verabschiedete mich und suchte die nächste Tankstelle auf um die Reifen aufzupumpen und anschließend nach Dortmund zu fahren. Dort verbrachte ich ein paar Tage mit Fotografieren, modeln, quatschen und Familienbesuchen. Mein Bruder hatte mir zwei Regalbretter und eine Schreibtischplatte zugesägt. Mama und auch Brudi hatten mich vorher gebeten das Auto auszumessen, da sie nicht davon ausgingen, dass die Platte mit 0,88mX2,25m in meinen Seat passen würde. Ich hatte schon Hochbetten und aufgebaute Kommoden damit transportiert, da würde doch son bisschen Platte kein Problem darstellen?! Ich vertraute auf mein Augenmaß und lud das Teil in mein Auto. Leider musste ich schnell feststellen, dass meine Familie Recht hatte und das gute Stück nicht reinpassen würde. Ich war kurz davor zu heulen, weil ich unbedingt Ordnung in meinem Chaos haben wollte, den PC aufbauen und meine Nähmaschien auspacken wollte. Ich würde noch länger ohne Tisch auskommen müssen... Geknickt fuhr ich zum Schweden und holte mir zumindest ein günstiges Schlafsofa und ein paar Kleinigkeiten die ich noch brauchte. Zuhause angekommen lud ich alles aus, räumte und kramte weiter und machte mir Gedanken wie ich die Platte zu mir bekommen würde...

Die ersten beiden Schultage vergingen und mein Vater rief an. Wir quatschten über die Schule, mein Zimmer und über das Problem mit dem Schreibtisch. Er bot sich an sein Auto auszumessen und mir das gute Stück vorbeizubringen. So kam es, dass Papa zwei Tage später mit der Platte vor meiner Tür stand und ich endlich mein Zimmer vervollständigen konnte. Ich war ihm so dankbar!!! Einfacher und günstiger hätte ich es gar nicht haben können. Leider war seine Zeit knapp und er fuhr direkt nach dem Ausladen wieder nach Dortmund zurück. Wer mich kennt weiß dass ich sofort anfing umzustellen und zu dekorieren. In den darauffolgenden Tagen machte ich noch ein paar dekorative Kleinigkeiten und so sind meine 15qm sehr gemütlich geworden












Jetzt fehlen nur noch Rollcontainer für den Paiperkram, Regalhalter um die Bretter an die Wand zu kriegen, ein Teppich und ein paar Kleinigkeiten. Es ist soooooo schön geworden :)

Jetzt aber genug - über die ersten Schultage, die Leute, meine Erlebnisse und die kreativen Ergebnisse aus Shootings und Bastelaktionen berichte ich beim nächsten Mal.

Morgen geht es zur Hospitation in die Forensik. Ich bin schon ganz gespannt wie es ist mit psychisch kranken Straftätern zu arbeiten. Ich denke ich werde viele Vorurteile abbauen und eine andere Sichtweise bekommen. Auch darüber berichte ich dann beim nächsten Mal :)

2 Kommentare:

  1. Ist doch richtig schön geworden! :)
    Freue mich auf den ersten Besuch in deinem kleinen Reich!

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  2. Es freut mich zu lesen, dass du dich von keinen wideren Umständen klein kriegen lässt. :)
    Dein Zimmer sieht wunderschön aus und deinen Haarschnitt mag ich auch.
    Lustig, wie das Leben manchmal so spielt, mein nächster Umzug steht auch bald an und ich hoffe, sowas gemütliches am Ende auch in etwa vorzufinden. ;)
    Liebe Grüße und lass mal wieder was von dir hören.

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