Mittwoch, 18. Juli 2012

4. Tag Ägypten "Nimm deine Flosse aus meinem Gesicht du Heiopei!"

So langsam schwinden die Erinnerungen an die Details, ich sollte mich als ranhalten...

Der vierte Tag begann ziemlich unspektakulär, wenn man einmal von Tims großartigem Handy-Weckerton absieht.
Wenn ich so daran denke, fühlte ich mich beim "aufwachen" (eher aufschrecken) in meine Pfadfinderzeit zurückversetzt. Seelenruhig und schlummernd lag man in seinem Schlafsack und träumte von grünen Wiesen und grellem Sonnenschein und auf einmal zerreißt das Bild, gestört durch einen Pfadi der nichts besseres zu tun hat, als mit einer Tröte um die Zelte zu laufen und wie wild auf dem Ding rumzudrücken *TRÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖTTTTTTTTTTT* Ja danke, einmal reicht, schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr!

So ungefähr fühlte ich mich, als nahe meinem Ohr ein lautes, fieses Geräusch erschallte. Im ersten Moment dachte ich es wär ein Feuer ausgebrochen und die Alarmanlage sei ausgelöst worden. Aber nein! Es war nur dieses ver******, olle Handy neben Tims Kopf. Arrrgggggghhhh! Das Netteste was mir einfiel war ein lautes, grimmiges "TIM!" und sowas wie "Mach das Teil aus und wehe du änderst den doofen Weckton nicht fürs nächste Mal!"

Die Laune war kurzzeitig etwas im Keller, aber dank etwas Wasser (das schon ganze Arbeit in Bezug auf unseren Magen-Darm-Trakt geleistet hatte) im Gesicht und dem hellen Sonnenschein der schon durch die Gardinen reinschien, hob sich der Gemütszustand wieder etwas.

Die Packliste war die gleiche wie am Vortag: Sonnencreme, Sonnenspray, Sonnenbrille, diesmal noch Handtücher, Desinfektionsmittel für die Hände (ja muss sein, die olle Creme und das Salz gehen so schlecht wieder ab - Tim sag jetzt nichts!), Wasserflasche, Kamera und iphone samt Unterwasserhülle.

Auf dem Voucher stand Abholzeit 8:20h, wir hatten also noch mehr als genug Zeit um ein ausgiebiges Frühstück einzunehmen.

Als wir aus dem Frühstücksraum hoch in die Lobby kamen, wartete da schon ein etwas aufgebrachter Ägypter an der Rezeption. Schnell stellte sich heraus, dass er uns suchte und schon seit einer Viertelstunde wartete. Um 8h sollten wir abgeholt werden und wir müssten uns nun beeilen, da wir noch andere Gäste einsammeln müssten. Nach einem Blick auf unsere Quittung gab er zwar vorerst Ruhe, aber ganz konnte er das Schimpfen dann doch nicht lassen...
Im Bus saßen außer uns nur noch zwei Russen. Die Klimaanlage lief schon auf Hochtouren (ich glaub ich hatte selten in einem Urlaub so viel Angst krank zu werden :)).

Fix sammelten wir noch vier weitere Leute in zwei anderen Hotels ein, wobei sich der Guide (der schon an der Rezeption bei unserer Abholung schimpfte) noch über eine andere Reisegesellschaft aufregte, da sie die Ampel am Hotel, die die  Zu- und Ausfahrt regelte, missachteten nur um auf dem Rückweg selber bei rot zu fahren... Seltsames Völkchen :)

Am Schiffsanleger angekommen brachte man uns erstmal an einen Sammelpunkt um auszusortieren wer angeln und wer schnorcheln wollte. Die Schnorchler (zu denen wir auch zählten) mussten sich an einer Schlange die zu einem offenen Fenster führte einreihen. Eine genaue Erklärung warum und was wir da sagen oder machen sollten gab es nicht.

Als wir so anstanden war aber schnell klar, dass man sich in Listen eintragen musste und der Typ am Fenster dann entsprechend die Utensilien raussuchte (Flossen, Maske, Schnorchel). Das ging relativ reibungslos und so konnten schon mal die ersten Schnorchelfashion-Fotos geschossen werden.




Mit Sack und Pack ging es dann im Herdentrieb zu den Schiffen (oder Yachten oder Boote oder wie auch immer die heißen). Dort wurde wieder nach Schnorcheln und Angeln sortiert und auf die passenden Yachten verwiesen. Wir erklommen die "King I".
Nachdem wir angehalten wurden die Schuhe auszuziehen, ging der erste Weg nach oben an Deck. Hier reihten sich weiße Polster aneinander. Die Schattenplätze waren schon recht dich belegt und so zog ich den Sonnenplatz am Heck vor. Jede Menge Platz um das weiße Skalp mal schön braten zu lassen...
Erste Tat - Sonnencreme auf die Haut :) (Das wiederholte sich an diesem Tag mindestens 10x, zumindest aber nach jedem Wasserkontakt).



Irgendwann waren alle Leute auf den entsprechenden Yachten verteilt und es konnte losgeschippert werden.
Ziel war Giftun Island - ein relativ neu erschlossenes Korallengebiet. Ich glaube wir fuhren etwas eine Stunde bevor wir das erste Mal vor Anker gingen.

Schon von weitem ließ sich erahnen welche Pracht sich direkt unter der Wasseroberfläche befinden musste


Wie man allerdings auch sieht: Wir waren nicht allein! Im Gegenteil - Im Wasser tummelten sich schon jede Menge Touristen, bewaffnet mit Flossen und Schnorcheln.

Mit einem gewagten Sprung ging es ins kühle Nass (27°C Wassertemperatur sind bei 40°C Lufttemperatur tatsächlich kalt :)). Keine 2 Minuten später erschallte das erste Mal "In da Group". Dieser Ruf kam gefühlt alle 10 Sekunden um uns die Richtung zu weisen.
So war das Ganze nicht so hunderprozent entspannt wie erhofft, aber dennoch ein wahrgewordener Traum!



Als ich zum ersten Mal den Kopf unter Wasser hielt, konnte ich noch nicht viel ausmachen außer vieler Beine, schicker Badehosen und dicker Männerbäuche. Ich probierte mich erstmal an dem wasserdichten iphone. Durch die Schutzhülle, war das Bedienen allerdings so gut wie unmöglich und so blieb das gute Ding den Rest der Zeit an einem Ehrenplatz - zwischen meinen beiden besten Stücken ;)

Leider können die Fotos kaum das wiedergeben, was ich unter der Wasseroberfläche gefühlt, gesehen und gehört habe. Es war einfach atemberaubend! Ich fühlte mich wie in eine andere Welt versetzt. Diese Farben, die vielen Lebewesen, die Stille und vor allem mein Lieblingselement: Wasser.
Ich wusste eins sofort: Ich will oder ich MUSS tauchen lernen! Ich will noch viel mehr davon und vor allem will ich mich auf dem Meeresgrund bewegen können und immer wieder in diese Schönheit und diese Stille eintauchen können. Es war einfach ein Traum!!!


Mit der Allroundkamera von Tim haben wir noch jede Menge Videos gemacht und auch einige Fotos geschossen.

Ich habe mich furchtbar über die Leute aufgeregt.
Beim ersten Mal war ich gerade dabei das iphone auszubrobieren als ich schon die erste Schwimmflosse im Gesicht hängen hatte. Ich wurde mehr als einmal angeschwommen oder angerempelt... Da kann man schon mal aggressiv werden :)

Das zweite Mal dachte ich ich trau meinen Augen nicht. Da hängt so ein Russe inmitten der Korallen und greift mit beiden Händen in eine von ihnen um sie abzureißen. Das hat mich richtig aufgeregt!!! Wie kann man sowas schönes und wertvolles einfach so zerstören? Ich glaub der hat keine Ahnung wie lange es dauer bis sich so eine Koralle entwickelt und das es tatsächlich auch Lebewesen sind... Blödmann!!! Selbst die Guides haben nichts dazu gesagt... Echt traurig!

Nachdem wir wieder auf dem Schiff waren, ging es ein paar Kilometer weiter. Dort waren wesentlich weniger Touristen, das Wasser war klarer und die Vielfalt der Unterwasserlandschaft war noch größer!





Seit ich als Kind Mittelohrentzündung hatte, hatte ich Probleme wenn ich mehr als 2m tief tauchen wollte.
Da ich ja nun Tauchen lernen wollte, wusste ich dass da eine Lösung her muss: Druckausgleich! Schon viel von gelesen und gehört, aber noch nie ausprobiert.
Ich machte einfach das was ich im Flugzeug auch machte wenn die Ohren zugingen: Beim Tauchen Nase zuhalten und die Atemluft Richtung Ohren drücken. Es machte ein leises Geräusch (eine Art Pfeifen) und die Schmerzen waren wie weggeblasen. Auf einmal konnte ich 5m tauchen ohne irgendeine Beeinträchtigung zu spüren - ein völlig neues Lebensgefühl! Auch das Tauchen mit Schnorchel und das leeren der Maske unter Wasser waren kein Problem - Tauchschein ich kommmmeeeee!!!



Als wir wieder auf der Yacht waren gab es erstmal ein Mittagessen.
Ich setzte mich mit vollem Teller ans Heck und ließ die Füße im Meer baumeln - was ein Leben!

Mit vollen Magen wartete noch ein krönender Abschluss auf uns.
Paradise :) Zumindest sagte das Schild am Strand das. Da die großen Yachten nicht in unmittelbare Strandnähe ankern konnten, wurden wir mit einer kleinen Nussschale abgeholt. Wie Tim mehrmals erwähnte erinnerten die vollbesetzten Dinger eher an Flüchtlingsboote. Das war schon ein kurioser Anblick...

Der Strand an den wir gebracht wurden, verdiente den Namen wirklich. Nur die Malediven können schöner sein! Heller Strand und türkisblaues Meer in verschiedenen Nuancen. Keine Wolke am Himmel und eine Stunde Aufenthaltszeit. Fein! (ich erwähne jetzt lieber nicht die tausend anderen Menschen die mit uns hier waren)

Wir schwammen, machten Spaßfotos, Videos und sammelten kleine Muscheln und Korallenreste die an den Strand gespült worden waren (So sammelt man Korallen ihr Heinis!). Die Stunde ging vorbei wie im Flug!





Hier kristallisierte sich der erste Sonnenbrand bei mir heraus. Am Beinansatz wo der Badeanzug anfängt waren schon rote Stellen und auch der Rücken und die Schultern wurden langsam warm. Ich legte mir das Handtuch um und genoss die restlichen Minuten die wir hier noch hatten...


Zurück auf dem Schiff legte ich mich an den gewohnten Platz und döste vor mich hin.


Die Rückfahrt gestalte sich recht ereignislos (irgendwann hatte ich Doof-Egon mal im Gesicht sitzen - dazu erzähl ich aber beim Kairoeintrag noch mehr).

Im Hotel machten wir uns noch über das Nachspeisebuffet her und ließen den Abend gemütlich ausklingen.

Donnerstag, 12. Juli 2012

3. Tag Ägypten "Die kommen eh nicht"

Als ich an diesem Montag die Augen öffnete und mich umdrehte, sah ich neben mir ein Häufchen Mensch, dass noch keinerlei Anzeichen machte aufwachen zu wollen.
Ich drehte mich also auch nochmal um und versuchte wieder zu schlafen - guter Plan, aber die Umsetzung scheiterte schnell...
Ich schnappte mir eines von Tims Büchern in dem ich am Tag zuvor noch gelesen hatte und war schnell darin vertieft. 

Irgendwann fing das Häufchen sich an zu bewegen - mit einem Grinsen wartete ich, dass es endlich aufwachen würde. 
Heute sollte es Tim sein, der kaum aus dem Bett kam.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass wir das Frühstück schon lange verpasst hatten. Eine wirklich Alternative gab es in der näheren Umgebung leider nicht. Auch der Gang in den gegeüberliegenden "Supermarkt" war eher ernüchternd. Es gab dort zwar alles nötige zum Leben, aber Brot oder irgendwelche anderen nahrhaften Dinge gab es dort nicht. Kekse waren auch keine wirkliche Lösung... Es sollten zwei 1,5 Liter Flaschen Wasser und 2 Eis werden. Zusammen 6€ - ganz schön beachtlich. Auf Handeln hatte ich keine Lust. Tim wollte schon auf den guten Mann an der Kasse einreden, aber da ich das Geld hatte, bezahlte ich einfach. Auf den einen Euro mehr oder weniger kam es jetzt wirklich nicht an!

Nachdem wir die Flaschen im Kühlschrank verstaut, uns angezogen und den Rucksack gepackt hatten, begaben wir uns Richtung Hoteleingang. 
Auf unserem Voucher stand, dass wir um 13:00h abgeholt werden sollten. Ich war extrem skeptisch und rechnete eigentlich damit, dass man uns sitzen lassen würde...


Um 13:10h fuhr ein alter, kleiner Bus vor, in dem ein Mann und ein Kind saßen. Der Mann stieg aus dem Bus aus und kam zielstrebig auf uns zu. "Safari?" Tim hatte schon den Quittungszettel griffbereit und bestätigte die Frage des Ägypters. Nachdem auch ich kapiert hatte, dass das tatsächlich unser Gefährt sein würde, schnappte ich mir den Rucksack und ging hinterher.

Der Mann machte uns die Türen hinten auf und ließ uns einsteigen. 
War schon ein komisches Gefühl, einfach in den Bus zu steigen, in dem außer uns niemand saß und der nicht den Anschein eines Touristenfahrzeugs machte... Da ich aber die Einstellung habe "Sterben werde ich so oder so und wenn jetzt, dann hatte ich ein spannendes Leben", freute mich irgendwie auf das kleine Abenteuer.


Auf niedrigen Seitenbänken ging die holprige Fahrt los...
Wir merkten schnell, dass der Fahrer nur Brocken Englisch verstand und sprach, also beschränkten wir die Kommunikation auf das Nötigste.
Es ging quer durch die "Altstadt". Hierunter versteht man allerdings keineswegs gepflasterte Straßen, historische Gebäude oder gemütliche Cafes. In Hurghada bedeutet das eher enge Straßen, viele Menschen, noch mehr Geschäfte und Gestank.
Tim war ganz begeistert und wollte in den nächsten Tagen nochmal hierher. Ich hatte recht wenig Lust nochmal herzukommen, denn schon jetzt war ich für die Leute hier ein Schauobjekt. Ich fühlte mich bei dem Gedanken durch die stinkenden, engen Gassen zu laufen nicht wirklich wohl...

Zwischendurch hielt der Fahrer an einem Obst- und Gemüseladen und verschwand für ein paar Minuten. Als er wiederkam, hatte er einige Tüten dabei. 
Wir setzten die Fahrt fort bis wir irgendwann nochmal kurz anhielten. Tim und ich machten noch ein paar Fotos, bis er irgendwann aus dem Fenster deutete. Ich drehte mich um und sah die beiden Männer unter einigen Balkons stehen. Sie banden gerade die Tüten an ein Seil. Oben, in der fünften Etage, stand eine Frau in Burka, die das andere Ende des Seils in Händen hielt. So ein Flaschenzug ist schon was Feines!



Nachdem wir den Herren das Foto gezeigt hatten, weil sie mitbekommen hatten, das wir fotografierten, konnten wir auch weiterfahren.
Nach ein paar Minuten hielten wir kurz am Seitenstreifen. Ein weiterer Mann stieg ein. Mehr als ein kurzes "Hello" bekamen wir nicht. 
Der Fahrer lenkte den Bus von der Straße weg und bog in einen nicht als solchen erkennbaren Weg ein. Es wurde holprig, da wir quer durch den Sand fuhren. Komisch, dass ich dabei kein seltsames Gefühl hatte... Aber ich sagte ja bereits, ein Grundvertrauen sollte man schon haben! 

Irgendwann fuhren wir wieder auf asphaltierten Wegen. Den Schildern nach zu urteilen befanden wir uns auf dem Motorway.


Ein paar Abzweigungen, Sandwegen und Huppeln kamen wir in einer Art Wüstenstadt an. Überall standen Quads, Geländewagen und so genannte Spider Cars (eigentlich nur Quads mit Überrollkäfig). Viele Menschen waren noch nicht unterwegs...

Wir fuhren vor einen Torbogen und hielten an. Die Türen hinten gingen auf und wir konnten aussteigen. Man bat uns in den Hof und um die Ecke in einen großen, überdachten Raum mit Betonbänken die mit Teppich belegt waren.
Hier überkam mich dann doch das erste Mal ein seltsames Gefühl... Ein großer, leerer Raum, fünf Ägypter und wir zwei Weißbrote. Wo waren die anderen Mitfahrer?!

Der Typ der zugestiegen war, fragte nach dem restlichen Geld welches wir noch bezahlen mussten und ob wir Tücher dabei hätten um uns vor dem Sand zu schützen.
Wir gaben ihm das Geld und erklärten ihm, dass niemand uns gesagt habe wir bräuchten Tücher. 
Er ließ sich zwei "Arabertücher" geben und hielt sie uns hin "7 Euro." Ich schaute Tim an und sagte ihm wir sollten sie nehmen, schließlich würde es heiß und staubig werden. Kurzerhand zückte ich das Portemonnaie und bezahlte den Mann.

Dieser fackelte nicht lang, gab das Geld weiter, nahm das Tuch, faltete es und schwang es mir mit ein paar Handgriffen um den Kopf. Ehe ich mich versah hatte ich schon einen "Turban" und einen Mundschutz.
Aufgrund der Hitze schob ich das Tuch erstmal unters Kinn.


Bei Tim ging es ebenso schnell und wir setzten uns erstmal hin.

Nach und nach kamen dann zum Glück noch andere Touristen. Eine Gruppe Russen oder Polen und eine Gruppe amerikanisch sprechender, arabisch aussehender, junger Leute.

Der "Guide" der uns die Tücher gebunden hatte, erklärte den anwesende in den jeweiligen Sprachen das Quad. Wir würden 27km durch die Wüste, bis zu einem Beduinendorf fahren. Dort würde er uns dann den Tagesablauf erklären. 

Nach kurzer Zeit machten wir draußen ein paar Proberunden. Von Anfang an war mir klar, dass ich ein eigenes Quad haben wollte. Ich wollte selbst bestimmen wie und wo ich fahre und nicht nur hinten drauf versauern...
Als alle ein Gefühl für das Fahrzeug hatten, ging es los. 
Ein Kameramann begleitete uns und filmte die Tour. Immer wieder mussten wir langsamer fahren, damit er schnell vom Quad springen und uns filmen konnte...

Die Fahrt war zwar holprig und heiß, aber einfach unbeschreiblich toll! Am liebsten wäre ich auf eigene Faust mit dem Quad durch die endlose Weite der Wüste gefahren. Ich war mitten in der Sahara! Die Sonne bruzzelte mir auf den Kopf, der Staub wirbelte um mich herum und ein Gefühl von Freiheit überkam mich. ich war so dankbar, dass ich das erleben durfte!!!

Zwischendurch gab es eine fünfminütige Pause um sich mal die Beine zu vertreten und ein paar Fotos machen zu können.



Als wir schließlich im Beduinendorf ankamen, führte man uns in einen mit Stroh überdachten betonierten Raum. Auch hier gab es rundum Bänke, die mit Teppichen belegt waren. 
Von diesem Räumen gab es etwa 6. In einigen hielten sich Touristen auf und warteten wie wir auf weitere Informationen.

Unser Guide ging von Gruppe zu Gruppe und erklärte ein paar geschichtliche Hintergründe, wie die Beduinen leben und wie unser Programm aussehen würde.
Ein Beduine gab uns kleine Metalltässchen mit schwarzem Tee. Man glaubt es kaum, aber so ein heißer Tee kann gerade in großer Hitze sehr angenehm sein. Und natürlich durfte die Shisha nicht fehlen.



Wir erfuhren, dass das Beduinendorf für den Tourismus errichtet wurde. Obwohl das nichts ungewöhliches ist, da heutzutage fast alle Beduinen vom Tourismus leben und kaum noch ihren traditionellen Lebensweg gehen.

Der Guide zeigte uns wie hier Brot bzw. dünner Fladen gemacht wird, den Baum der den Beduinen zeigte, dass es hier Wasser gab und man sich hier niederlassen könnte, die Handarbeit der Frauen und die Medizin und den Schmuck den die Beduinen selber machten.




Auch eine Runde Kamelreiten war Teil des Programms


Die Kinder im Dorf waren wirklich süß!
Eines von Ihnen musste ich einfach fotografieren. Dieser Gegensatz von zerschlissener Kleidung, zu großen Schuhen, weiter Wüste und der Chipstüte in ihrer Hand, faszinierte mich.



Ich kaufte mir bei der Führung durchs Dorf eine Kamelhaartasche, die die Beduinen-Frauen selbstgefertigt hatten und einen gewobenen Schal. Beide wunderschön und eine tolle Erinnerung, an eine großartige Erfahrung!

Nach einem überschaubaren Abendessen und einem kurzen "Ständchen" der Beduinen ging es quer durch die Wüste zurück nach Hurghada.
Als die Sonne langsam Richtung Horizont kroch, konnten wir nochmal eine kurze Pause für Fotos machen.
Ein einmaliges Erlebnis! Ein Sonnenuntergang in der Sahara! Einfach unbeschreiblich schön!!!




Nachdem wir wieder zurück in der Wüstenstadt waren und die Quads abgestellt hatten, kam auch schon ein Bus der uns wieder mit in die Stadt nahm.
Mit dem Kameramann hatte Tim einen Deal ausgemacht. Am nächsten tag würde er uns eine DVD mit einem Film des Ausfluges vorbeibringen.

Im Hotel gab es noch Abendessen und einen Spaziergang am Strand... So schnell kann ein atemberaubender, spannender Tag zu Ende sein. Es wird definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in der Wüste war!

Montag, 9. Juli 2012

2. Tag Ägypten "Ich glaube ich habe Urlaub!"

Der erste Tag war geschafft und da wir nicht geschlafen hatten und es doch anstrengend war, hieß es erstmal ausschlafen.
Für Tim schien das allerdings nicht zu gelten. Kaum schlug ich die Augen auf, hatte ich schon ein freundliches Grinsen vorm Gesicht. Von Müdigkeit bei meinem Gegenüber keine Spur...
Ich fühlt mich wie erschlagen und übermannt von einer gewissen Bettschwere schloss ich die Augen schnell wieder. Scheinbar war ich die Einzige die noch schlafen wollte und so ließ ich mich überreden meine müden Glieder in Schwung zu brauchen. Für das Aufstehen brauchte ich auch nur etwa eine halbe Stunde...

Nachdem ich mich halbwegs ansehnlich hergerichtet hatte, gingen wir runter in den Speiseraum. Die gleißende Sonne schien uns schon entgegen als wir auf die Terrasse traten.
Das Frühstück bestand aus jeder Menge verschiedenen Brötchen, Fladen, halben Croissants, einem Aufstrich der einfach nur göttlich und lecker war (irgendwas Frischkäsemäßiges mit Paprika), Ziegenkäse, Gurken, Tomaten, Omelette, Pfannekuchen, gekochten Eiern und Obstsalat. Eigentlich für jeden was dabei.
Die Omelette- und Pfannekuchenstation habe ich leider erst am vorletzen Tag richtig verstanden und konnte deshalb nur einmal in den Genuss eines Omelettes mit Schinken, Zwiebeln, Gurken und Tomaten kommen...
Getränke waren bei uns nicht inklusive, aber wir beschränkten uns auf die Saftspender der All-inclusive Urlauber und mussten dafür (aus welchen Gründen auch immer) nichts bezahlen. Ich hatte sowieso das Gefühl, dass wir die einzigen Touris im Hotel ohne all-inclusive waren.

Nach dem reichhaltigen Frühstück zog es uns raus an und ins Meer. Am Vortag hatten wir nicht allzu viel Zeit gehabt uns das Ganze mal aus de Nähe anzusehen.
Wir stellten fest, dass man erstmal einen halben Kilometer durch wadenhohes Wasser waten musste, bevor man in tiefere Gefilde kam und richtig schwimmen konnte... In Ufernähe war der Untergrund auch eher schlammig und ein paar Meter weiter voller Korallen, zwischen denen man immer hin- und herhüpfen musste um sich nichts aufzuschneiden. (Ich glaube Tim hatte sich direkt beim ersten Gang ins Wasser den Zeh aufgeschlitzt und hatte Angst Haie damit anzulocken :) *süß*)

Die kleine Miri musste direkt mal Hände und Füße im nassen Sand vergraben und Bilder machen:


Direkt danach saß am Ufer ein Krebs. Tim sollte unbedingt ein Foto von ihm machen, heraus kam dies hier:


Da ich nun endlich meinen Badeanzug - oder wie Tim ihn nannte "Einteiler" (er sagte oft wie schön es wäre, dass es auch Frauen gibt die Einteiler mögen) ausführen wollte, sprang ich erstmal in den hoteleigenen Pool. Tims Unterwasserkamera, die uns noch viele schöne Bilder bescheren sollte kam auch direkt mit.
Ich fand die Blicke der anderen Gäste sehr spannend. Vermutlich dachten sie wie blöd wir wären eine Kamera ohne Unterwassergehäuse mit in den Pool zu nehmen. Spätestens als ich sie das erste Mal unter Wasser benutzte, hatte sich das aber auch erledigt.
Wir merkten schnell, dass im Pool Fotos unter dem Wasserspiegel nahezu unmöglich waren, da wir in einer undurchsichtigen Pampe schwammen. Also schnell ein paar Schnappschüsse über Wasser gemacht und in Richtung Meer getigert.


Hier war es sowieso viel spannender!
Eklig waren nur die Quallen die hin und wieder an den Körper klatschten, aber es gibt schließlich Schlimmeres!
Hier durfte die Kamera natürlich auch nicht fehlen und wir fotografierten was das Zeug hielt. Meist nur Spaßbilder, aber mehr wollten wir auch vorerst nicht.



Als die Sonne langsam unterging (ich weiß auch nicht wie wir den ganzen Tag so schnell rumbekommen haben) schnappte sich Tim die Kamera um ein paar Gegenlichtbilder zu machen.




Nach dem Abendessen gingen wir noch zum Strand und taten was wir am besten konnten: Reden.
Ich begann zu realisieren, dass ich Urlaub hatte und noch viele spannende und tolle Tage vor mir liegen würden.


So ging der zweite Tage relativ unspektakulär und gemütlich zu Ende...

Sonntag, 8. Juli 2012

1. Tag Ägypten, Teil 2 "They're no tourists, they're friends"

So bevor ich für heute den Stecker ziehe und mich meiner Handarbeit widme noch den versprochenen zweiten Teil unseres ersten Tages in Hurghada.

Nachdem wir den flirtenden Servicemensch losgeworden waren, erzählte ich Tim, dass ich in Deutschland schon vorab nach möglichen Ausflügen gegoogelt habe. Ich hatte gelesen, dass es wesentlich günstiger sei die Touren in der Stadt anstatt im Hotel zu buchen.
Wir packten etwas Geld ein, zogen uns um und gingen raus auf die Straße.

Kaum hatten wir die letzte Stufe vom Hotel hinter uns gelassen, sprangen die Ägypter auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf und riefen uns zu "My friends, come and see my shop." Es gab dort einen Badezubehör und Klamottenladen, einen kleinen Supermarkt (so hieß hier alles was zumindest Getränke und Süßigkeiten anzubieten hatte) und einen Souvenirshop. Ich sagte mehrmal auf englisch, dass wir nichts bräuchten, aber irgendwie wollten oder konnten sie mich nicht verstehen. Ich tat intuitiv das einzig Richtige und ignorierte die Männer.

Wir gingen weiter die Straße runter und passierten eine Apotheke und noch einen Souvenirshop. Danach kam nichts mehr außer leerer Häuser und sandigen, breiten Straßen mit Bürgersteigen die ca. 20cm hoch waren. Ein Taxi näherte sich langsam und hupend. Der Fahrer lehnte sich aus dem Taxi und rief fragend "Taxi?!" Ich winkte ihm zu. Nach mehrmaligem hin und her von "We want to go to the McDonals. What does it cost?" und "How much do you give?" und der Tatsache, dass es mehr als 20km bis in die Stadt seien (Wir wussten, dass es weniger sein musste da wir von dort gekommen waren) einigten wir uns auf einen Preis. Ich machte einen großen Fehler und gab ihm das Geld direkt.

Im Taxi selber heulte uns der Fahrer dann immer wieder vor wie lange die Strecke wär und das wir ihm zu wenig zahlen würden. Er hielt in einer Nebenstraße und rief jemanden aus einem Laden an das Auto. Dieser jemand (Kinnlange gelockte Haare - ein echt Hübscher) öffnete uns die Tür und wollte, dass wir ihm folgten. Ich dachte mir schon, dass er uns in seinen Laden locken und uns irgendwas aufschwatzen wollte. Tim blieb draußen stehen und hielt mich an es ihm gleich zu tun. Als wir da standen kam der Ägypter zurück und sagte wir sollen reinkommen, ich sagte nur kurz, dass wir nichts bräuchten und weiterwollten. Er gab nicht nach und nachdem er sagte er wolle mir eine Karte mit der Taxinummer geben, damit wir wieder abgeholt werden konnten, folgte ich ihm. Darauf er mit einem finsteren Blick "Why don't you like my shop?" Ich erklärte ihm, dass ich nichts gegen seinen shop hätte, sondern nur etwas gegen die Tatsache, dass wir uns genötigt fühlten etwas kaufen zu müssen. Als ich mich an einen kleinen Plastiktisch setzte rief der junge Mann seinen Vater herbei der sich zu mir setzte. Er sprach mit mir in gebrochenem Deutsch. Auf eine Karte schrieb er die Taxinummer und ich versuchte währenddessen die Situation zu entschärfen und fragte ihn nach einem Geschäft in dem man Touren buchen könne. Er drückte mir die Karte in die Hand und rief einen kleinen Jungen. Ich verstand, dass wir ihm folgen sollten.

Wir liefen ihm also hinterher und kamen auf direktem Weg zu Saif Tours. Vor mir stand der erste mir sympathische Ägypter dem ich begegnet bin. Wir lasen uns die verschiedenen Tourmöglichkeiten durch und handelten einen Preis aus. Auf meiner bzw. unserer Wunschliste standen eine Quadtour durch die Wüste, Schnorcheln und Gizeh. Die Quadtour bekamen wir für 25,-€ p.P., das Schnorcheln für 20,-€ p.P. und die Tour nach Kairo incl. Sphinx und Pyramiden für 50,-€ p.P. Irgendwie traute ich der ganze Sache nicht so ganz, da wir nur drei weiße Quittungen mit irgendwelchen arabischen Schriftzeichen bekamen auf den unser Hotelname, die Zimmernummer, Name, Uhrzeit und Datum der Abholung sowie die Anzahlung vermerkt waren. Kairo hätte wir direkt komplett bezahlen müssen, da wir aber einerseits nicht genug Geld dabei hatten und andererseits noch unsicher waren ob das alles so klappen würde, sagten wir wir kämen nochmal vorbei um die Tour zu bezahlen. Tamer (der Verkäufer) lachte immer wieder weil ich dem Braten nicht traute und sagte zu Tim, dass er eine sehr schlaue Frau hätte. Das fand ich irgendwie süß :)

Wir hatten also unsere Touren teilweise angezahlt und waren fürs Erste fertig. Als wir den Laden verlassen wollten, sprang der Junge der uns hergebracht hatte auf (er hat die ganze Zeit auf uns gewartet) und begleitete uns zurück zum Ausgangspunkt. Angesprochen wurden wir wenig, da wir den einheimischen Jungen dabei hatten, vermutlich waren wir demnach bereits "reserviert".
Zurück beim ersten Geschäft machten wir klar, dass wir nur zurück zum Hotel wollten. Tim hatte dem kleinen Jungen noch zwei Euro in die Hand gedrückt.

Der gelockte Ägypter wollte sich um ein Taxi kümmern, warum er nicht einfach den Taxifahrer von der Hinfahrt angerufen hat wie vereinbart ist mir bis heute nicht klar. Dummerweise wusste niemand wo unser Hotel ist, selbst wir nicht da wir davon ausgegangen sind, dass die Leute es kennen. Tja wieder so ein dummer Fehler! Der Lockenkopf rief irgendeinen guten Freund an, der versicherte er wüsste wo das Hotel ist. Dieser Freund kam nach einer Viertelstunde auch endlich vorbei und nahm uns mit. Kurz bevor wir losfahren hing sich der lockige Ägypter ins Fenster und sagte seinem Freund "They're no tourists, they're my freinds." Er wollte dem Fahrer klarmachen, dass er uns nicht abzocken könne. Soweit so gut...

Wir fuhren los und zwar in die entgegengesetzte Richtung als die aus der wir kamen. Ich fand das zwar seltsam, dachte mir aber dass der Fahrer ja schon weiß wohin wir mussten und vielleicht gäbe es da noch einen anderen Weg. Wir fuhren und fuhren, es wurde dunkel (und das schon um halb sieben!). Irgendwann hielten wir an. Scheinbar waren wir nach Meinung des Taxifahrers angekommen. Ein kurzer Blick nach draußen und wir erklärten dem guten Mann, dass es das völlig falsche Hotel sei. Er schien nicht sehr begeistert und bemühte sein Handy. Nachdem er vier oder fünf Leute angerufen hatte und keiner unser Hotel kannte, überlegte ich was wir machen konnten. Ich wusste nicht mal wie das Hotel neben uns hieß... Ich gab ihm die Nummer von Tamer und bat ihn dort mal anzurufen. Das war leider auch erfolglos - ich sag ja die Sache mit den Touren wird noch lustig wenn die nicht mal das Hotel kennen :/
Nach zwei weiteren Telefonaten schien unser Fahrer den Weg zu kennen. Er erklärte uns, dass das Hotel vorher anders hieß - "Seastar". Gut, mir egal, hauptsache wir kommen bald an. Mir ist mehr als einmal während unseres Urlaubs durch den Kopf gegangen wieviel man hier Vertrauen muss, da man sich schlecht verständigen konnte und oft allein mit den Ägyptern war. Theoretisch hätten sie uns einfach ausrauben oder entführen können...

Irgendwann kamen wir dann endlich im Hotel an - Freude!!! Statt den 5,-€ musste wir dann, weil wir Freunde sind, 15,-€ bezahlen. Naja, war mir jetzt auch Schnuppe...

Nachdem wir kurz auf dem Zimmer waren und die Vouchers und unser Geld in den Safe gesperrt hatten, ging es runter zum Essen. Da war ich ja mal gespannt! Es gab jeden Abend diverse Brötchen (meist süß), Fladen (ich lieeeebe Fladenbrot), Salate, Pasta und Kartoffeln in allen Variationen und Fleisch und Fisch um das ich immer einen Bogen gemacht habe. Insgesamt ganz okay, nicht wirklich ägyptisch, eher in Richtung europäisch. Der Nachtisch war immer das Beste! Kleine Streifen Kuchen, dunkle und helle mit verschiedenen Belägen und Baklava. Mjam mjam.
Im Hintergrund fing die Animation an. Ich hörte immer nur "Cobra-Show" und als wir Richtung Strand gingen, sahen wir wie die Russen mit verschiedenen Schlangen Urlaubsfotos machten. Arme Tiere!

Fotos habe ich leider keine von diesem Tag, aber das Urlaubsfeeling stellte sich bei mir noch nicht ein, da der Tag einfach nur stressig war. Da war auch die Freude groß als wir bei 23°C Zimmertemperatur in die Betten fallen konnten.

To be continued...

Samstag, 7. Juli 2012

1. Tag Ägypten "Ich könnte ins Lenkrad beißen!"

Der Tag der Abreise rückte immer näher. Ich fühlte mich wie ein Kind, dass auf Weihnachten wartet. Dieses Gefühl habe ich verloren geglaubt zu haben, aber es war sehr präsent.
Die Tage zogen sich wie Kaugummi, ich konnte mich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren und mein Arbeitspensum wurde immer geringer... Die Freude auf die allabendlichen Telefonate hob meine Stimmung aber immer wieder an und so war der Freitag endlich da.

Nach der Arbeit spurtete ich noch in die Stadt um eine weiße lange Hose und eine Kopfbedeckung zu kaufen. Da hielt ich weiß noch für eine richtig gute Idee, denn so würde ich die Hitze nicht so aufnehmen wie mit dunklen Klamotten. Dummerweise habe ich nicht daran gedacht wie schwer Wüstensand aus weißer Kleidung zu bekommen ist...

Wie auch immer, ich hatte alle Sachen beisammen und fuhr schnell nach Hause, da Tim sich schon angekündigt hatte.
Als ich alle Sachen zusammengepackt und in meine Reisetasche gelegt hatte, sprintete ich bei jedem vorbeifahrenden Auto Richtung Tür, da es ja schließlich Tim sein konnte...
Und beim zweiten Auto war er es dann auch. Die Vorfreude auf den Urlaub wuchs und wir stachelten uns gegenseitig an was wir alles machen könnten.

Abends gings noch zu Michelangelo. Das war eines der besten Essen die ich je gegessen habe!!! Als Vorspeise gab es warmen Ziegenkäse in irgendwas (ich habs tatsächlich vergessen) mit Salat und als Hauptspeise selbstgemachte Ravioli, gefüllt mit einer Walnusscreme und Gorgonzola-Sauce. Als Nachtisch hatte ich Panna Cotta. Es war ein Traum!

Die restliche Zeit vertrieben wir uns mit spazierengehen und reden. Eine Stunde Schlaf gönnten wir uns auch und dann ging es schon los.
Kurz nach Sonnenaufgang saßen wir in Korschenbroich am Bahnhof und warteten auf den Zug. Ich hatte eine IC-Verbindung rausgesucht.





Dummerweise kamen um die Uhrzeit zwei Züge gleichzeitig an und Tim wollte in den falschen einsteigen. Ich war so verunsichert weil kein IC am Gleis stand, sondern nur eine S-Bahn. Als ich auf meinen Zettel schaute, schlossen sich schon die Türen von der Bahn und ich stand mit dem Zettel in der Hand im Wind und schaute der S-Bahn nach.
Als ich begriff, dass wir gerade den Zug "verpasst" hatten, obwohl wir 20 Minuten zu früh da waren und 18€ umsonst bezahlt hatten, hätte ich mich selbst ohrfeigen können. Ich verfiel in Flüche und ging schnurstracks Richtung Auto. Der nächste Zug kam erst einer halbe Stunde später und so würden wir zu spät am Flughafen sein...

Auf der Fahrt konnte ich mich nicht halten und musste einfach mal ins Lenkrad beißen.



In Düsseldorf angekommen musste ich zweimal um das Flughafengebäude und die Parkplätze fahren bis ich aufgab und einen der teureren Langzeitparkplätze anfuhr. Tim versicherte mir mehrmals, dass das alles kein Problem sei und wir das schon hinkriegen würden. Es hätte aber doch alles so einfach sein können :(

Via SkyTrain ging es dann zum Terminal. Bis wir den richtigen Schalter gefunden hatten verging nochmal eine halbe Stunde. Als ich die Schlange sah fiel ich fast um. Man konnte den Schalter nicht mal wirklich sehen vpn hier aus. Grrrrrrr!!! Nun gut, übe dich in Geduld junger Padawan... Gemacht, getan.
Kurz bevor wir dran kamen erhob sich die äußerst nette Stewardess (Achtung Ironie) und bat uns an den anderen Schalter zu gehen, da sie jetzt gehen müsse. Das kann doch nicht sein?!
Zwischendurch immer wieder gemurmel es wären zu viel Leute noch nicht eingecheckt. Ich glaube das Wort "überbucht" zu hören. Hmpf! Nur Geduld... Tatsächlich schafften wir es noch zwei Tickets in den Händen zu halten und da war mir die Tatsache, dass wir nicht mal nebeneinander saßen auch fast egal.

Nix mehr mit Duty-Free, Essen oder Trinken. Die Zeit war zu knapp und als wir am Gate ankamen, konnten wir uns auch schon einreihen um ins Flugzeug zu kommen.
Der Flug an sich war in Ordnung. Schlafen konnte man aufgrund Platzmangel nicht wirklich und das Essen konnte man nicht als Essen bezeichnen, aber mittlerweile war mir alles egal.

In Hurghada angekommen, ging es lustig weiter.
Wir wussten durch einen Bankangestellten, dass man das Visum nicht über die Reiseleitung, sondern am Bankschalter in der Ecke machen sollte um so vieeeel Geld zu sparen. Gesagt, getan.
Eingereiht zur Passkontrolle. Hmmm - Warum haben die alle noch so einen arabischen Wisch und wir nicht?! Ach das sind andere Nationalitäten.
Denkste! Kurz vor der Kontrolle bekam ich auf einem Ohr mit, dass man diese Dinger ausgefüllt von der Reiseleitung bekam. Nein! Das ist doch unfair! Also bin ich zu dem genervten, arabischen Zollmenschen getigert und habe ihn mal gefragt wo wir diesen Wisch denn nun bekommen, denn das Visum hatten wir ja schon. Er versuchte irgendwas zu erklären, griff dann aber entnervt unter die Theke und gab mir zwei solcher Zettel. Ich sollte die ausfüllen. Juhu! Wenigstens etwas! Also Stift her und ausfüllen.

Als wir dann dran kamen, gab er mir meinen Ausweis nicht wieder und murmelte irgendwas in seinen Bart. Was denn jetzt noch?! Nach dem dritten Nachfragen begriff ich. Mein Visum war noch nicht ausgefüllt. Also Stift wieder in die Hand und ausfüllen. Ich bekam endlich meinen Ausweis und wir konnten Richtung Ausgang gehen.

Am Ausgang warteten auch schon 10 rufende Ägypter mit Zetteln in der Hand, die ihre Grüppchen zusammensuchten. Wenigstens ging da alles glatt und wir mussten nur noch auf den Rest warten. Langsam machten sich aber die 38°C im Schatten bemerkbar. Mir lief die Suppe nur so runter und ich war froh als wir endlich in den klimatisierten Bus steigen konnten.

Eine Flasche stilles, eiskaltes Wasser bekamen wir als Willkommensgeschenk, obwohl wir immer damit rechneten, dass sie gleich noch Geld dafür haben wollten. Aber wenigstens hier waren sie tatsächlich entgegenkommend und nett!

Die Fahrt zum Hotel war relativ unspektakulär.
Schon als wir die ersten Häuserreihen passierten war ich 9 Jahre zurückversetzt in den katastrophalen Syrien-Urlaub. Das ist allerdings eine ganz andere Geschichte...
Die "Architektur" war hier, wie in Syrien, sehr atemberaubend. Überall Betonkolosse ohne Wände, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Viele leere Häuser, teils ohne Fenster und Türen. Müll wohin das Auge sieht und Straßen bei denen man nicht wusste ob sie zwei- oder siebenspurig waren.

Im Hotel angekommen mussten wir noch Zettel ausfüllen bevor wir unseren Schlüssel bekamen. Allerdings bekamen nicht wir den, sondern der arme Kofferträger dessen Hemd aufgrund erhöhter Anstrengung die Farbe gewechselt hatte.
Im Zimmer angekommen stellte sich schnell heraus, dass wir keinen Strom hatten. Die Klimaanlage, sowie der Kühlschrank funktionierten nicht. Über die herausgerissenen Steckdosen habe ich einfach mal weggesehen. Man versicherte uns jemanden raufzuschicken der sich das mal ansah.

Auf diesem Wege lernten wir die erste Regel: In Ägypten musst du alles selbst machen, es sei denn du bist stinkreich und bezahlst einfach ALLES. Also bin ich kurzerhand runter, habe das Problem geschildert und eine neue Karte für den Strom bekommen. Wie sich herausstellte war es nur ein Wackelkontakt.

Keine fünf Minuten später hatte ich schon den Roomservice an der Back kleben. Mahmut stellte er sich vor und er flirtete ohne Ende. Tim schien ihn nicht weiter zu interessieren. Ich wollte nett sein und unterhielt mich recht lange mit ihm, zwar im erste Moment ein Fehler, aber nachdem ich ihn am nächsten Tag ignoriert habe, hat er die ganze Woche nicht mehr ein Wort mit uns gesprochen...

So, bevor ich euch langweile, schreibe ich morgen weiter :) Der Tag hatte noch ein paar Überraschungen zu bieten...

1 Woche Ägypten - oder: Vertrauen neu erlernen

Seit 7 Stunden bin ich nun wieder auf deutschem Boden und kann nicht wirklich fassen, dass ich gestern zu dieser Zeit noch in Hurghada und auf dem Weg zu einem traditionellen Mittagessen war.

Aber am besten fange ich mal ganz von vorne an :)

Wie kam es überhaupt dazu?!
Nun... Schuld ist eigentlich eine gute Freundin von mir, die ich mit ihrem Babybauch fotografieren sollte.
Da ich ja nun nicht mehr in den Genuss eines eigenen Studios komme (aufgrund meiner Trennung), mussten wir uns einen alternativen Shootingort aussuchen und die Suche via world-wide-web ging in die erste Runde.

Rausgesucht hatte sich meine Freundin drei verschiedene Studios. Die Technik war bei allen vom Feinsten, aber die Preisunterschiede waren gigantisch! Von 50€ - 400€ für den ganzen Tag zog sich die Preisspanne.
Schnell hatte ich mich auf das günstigste der Studios eingeschossen und ein Termin war schnell gefunden.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man ein gutes Studio (mit Schwarz- und Weißbereich) für nur 50€ für einen ganzen Tag mieten konnte... Irgendwo musste es da einen Haken geben!

Um es kurz zu machen - Nach ein paar Schwierigkeiten kamen wir beim  http://fotostudiopowerplant.de/  in Hamm an. Von außen ein ganz normales Einfamilienhaus. Ich wusste bereits, dass das Studio in der großen, angebauten Garage untergebracht war. Also schnell dem Besitzer Tim die Hand geschüttelt und sich alles erklären lassen. Meine Unterlippe wollte den Weg zur Oberlippe gar nicht mehr finden als ich die Reihe an verschiedenen Blitzköpfen und Lichtformern sah. Ein Traum für einen Hobbyfotografen wie mich. 50 Euro? Der Kerl musste verrückt sein. Natürlich fragte ich ihn direkt. Tim erklärte, dass er das Studio so betreibe, dass es sich selbst trägt. Bedeutet er nimmt nur Geld für Strom und Verschleiß. Er hätte sich sowas früher gerne auch für sich selbst gewünscht. Ich dachte mehr als einmal "Hammer dieser Mensch. Ein moderner St. Martin."

Frei nach dem Motto "Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht", habe ich allerdings nur die mir vertrauten rechteckigen Lichtformer samt mittelstarker Blitzköpfe benutzt. Als ich mit dem Shooting durch war, wusste ich wieder warum ich so selten hinter der Kamera stehe - ein Knochenjob! Ich war echt fertig und dabei war das ja nur die Vorarbeit, die hauptsächliche Arbeit folgte zu Hause am PC...

Nachdem alles aufgeräumt war, sind wir noch zu Tim ins Wohnzimmer gegangen um das Finanzielle zu regeln. Da nicht genug Bargeld zugegen war, musste der Mann meiner Freundin noch zur nächstgelegenen Sparkasse flitzen.
Diese Zeit nutzten Tim und ich ausgiebig um etwas zu fachsimpeln. Kennst du den Fotograf? Hast du das auch schon mal erlebt? Was bevorzugst du wenn...? usw. Wir waren so vertieft, dass wir die beiden neben uns Sitzenden und Wartenden gar nicht mehr bemerkten.
Irgendwann kam ein lauter Stöhner von meiner Freundin und der Hinweis, dass wenn wir jetzt aufbrächen wir noch die zweite Halbzeit vom EM Länderspiel Deutschland - Dänemark mitbekämen. Hmpf und das jetzt wo es doch so interessant war... Naja ich musste ja auch noch von Hamm nach Mönchengladbach... Also gut, dann eben gen Heimat.

Im Auto konnte ich mir dann noch anhören, dass der Tim ja schon starkes Interesse an meiner Person gezeigt habe. Ich empfand das gar nicht so, sah es eher als ein freundschaftliches Aufeinandertreffen und überlegte wie man das Gespräch wohl fortsetzen könne... Tim jetzt krampfhaft über Facebook zu suchen und zu "adden" kam mir aber auch sehr bedrängend vor, also wartete ich erstmal ab.

Warten musste ich nicht allzu lange. Am nächsten Tag hatte ich schon direkt eine Nachricht bei Facebook von Tim - das ging schnell. Noch am gleichen Abend wurde uns klar, dass so ein doofes Nachrichtenfenster nicht ausreichte um sich mitzuteilen. Wir telefonierten. Wir telefonierten lange. Wir telefonierten sehr lange. Um halb fünf, nach 7,5 Stunden schafften wir es den roten Knopf auf dem Telefon zu betätigen. Jetzt mag sich der ein oder andere zu Recht fragen was man sich da zu erzählen hat. Mmmhhhhh gute Frage. Einfach alles! Es gab kein Tabuthema, kein Schöngerede oder Gesülze. Es war eine richtig tolle Unterhaltung! Ein Wort gab sich das andere und während der andere erzählte formte sich schon eine Antwort im Kopf.

Das Telefon wurde in den nächsten Tagen unser bester Freund und aus der Tatsache, dass es schade sei, dass es so wenig spontane Menschen gibt mit denen man einfach mal am Flughafen einen Urlaub buchen kann ohne vorher zu wissen wohin man fliegt, wurde der Ägyptenurlaub.

Wir kannten uns ganze 2 Wochen, wovon wir uns 3,5 Tage live gesehen hatten und würden zusammen Urlaub machen. Total verrückt! Aber leider geil ;) - Grund hierfür ist das Gefühl jemanden gefunden zu haben mit dem auf einmal alles möglich scheint. Ich war wie in Trance aufgrund der vielen Stunden Unterhaltung jeden Tag am Telefon (immer mind. 5 Stunden) die mich glücklich machten, dem wenigen Schlaf und den enormen Glücksgefühlen die meinen Körper duchströmten.

Nach unserem ersten gemeinsamen Wochenende kamen wir überein, dass wir zwar kein Paar sein wollten, aber dass das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein sollte!

Tag 1 der Ägyptentour kommt in einem gesonderten Post ;)